Offenes Lernen ist für manche kontrollliebenden Lehrkräfte ein rotes Tuch. Immer wieder merke ich, dass ich scheinbar weniger Herausforderungen zu meistern habe, wie manch andere Kolleg:innen. Oder bin ich einfach zu lasch und mir ist alles egal…!? Würden vielleicht andere Kolleg:innen sagen…

Die Sitzordnung ist immer wieder Thema… Bloß keine Gruppentische, da reden alle zu viel miteinander und passen nicht auf… Ich muss nach einer solchen Äußerung nachdenken, wie es bei mir ist. In meinem Unterricht reden die Kinder auch alle, aber weil sie in Gruppen sitzend ihre Projekte erarbeiten. Sie sitzen querbeet, es gibt keine wirkliche Sitzordnung – jeder wie er sich wohlfühlt. Wenn ich Inputphasen habe, dann sind diese kurz gehalten, die Schüler:innen fokussieren sich kurz, um dann weiterzuarbeiten. Ja… sie reden … und sie reden auch über Privates… arbeiten wir Erwachsene denn in einem Umfeld voller Menschen 45 oder 90 Minuten am Stück völlig konzentriert ohne einen Lacher oder eine Anekdote an einer Sache.

Wie gehe ich mit den Kindern um, denen es schwerfällt, offen zu arbeiten? Ich sitze bei ihnen, leite sie an, gebe ihnen kleinere Häppchen und bespreche mehr mit ihnen. Manchen empfehle ich, alleine zu sitzen, um sich besser zu konzentrieren. Ich kann hier nicht erkennen, zu lasch zu sein oder dass mir alles egal sei. Ich muss mir nur keine Gedanken über eine Sitzordnung machen.

Ein zweites Thema: Musik darf nicht gehört werden während der Arbeitsphasen. Ich halte mich also nicht an die Regeln!? Meine Schüler:innen wissen, dass sie Musik mit Kopfhörern während einer Aufgabe hören dürfen, wenn es ihnen bei der Konzentration hilft. Sobald ich merke, es funktioniert nicht mit Musik, reflektiere ich mit dem Kind die Situation. Manchmal ist ein anderer Sitzplatz dann auch hilfreicher als Musik zu hören… Ein Erlebnis aus letzter Woche: Von 28 Schüler:innen hörten gut die Hälfte Musik während einer Aufgabe: Es war mucksmäuschenstill für 35 Minuten, jede:r arbeitete konzentriert… Und ich soll mich nicht an die Regeln halten? Es ist meine Aufgabe, Schüler:innen eine geeignete Arbeitsatmosphäre mit passenden Aufgaben zu schaffen. Die Kinder fragen mich, ob sie die Kopfhörer aufsetzen dürfen. Wo ist der Regelbruch?

Manches Weltbild von Kolleg:innen scheint auf den Kopf gestellt, wenn sie mich in meiner Klasse vertreten… ich kann nur etwas polemisch sagen, manche Probleme macht man sich auch selbst…

Eure Melissa